Selbstbau Panoramakopf für unter 20 Euro

Selbstbau Panoramakopf für unter 20 Euro



Inspiriert durch den „Panorama Weihnachtsdreiteiler“ bei HappyShooting (hier, hier und hier) ist es mir wieder mal in den Sinn gekommen, Panoramen schießen zu wollen. In der Vergangenheit hab ich das entweder freihand oder vom Stativ aus gemacht, allerdings ohne spezielle Panoramaadapter. Es waren immer einreihige Panoramen, die auch keinen komplizierten Vordergrund hatten. Nun wollte ich aber auch mal mehrreihige und Kugelpanoramen ausprobieren. Um bei diesen Aufnahmen keinen Paralaxenfehler zu bekommen, benötigt man einen Nodalpunktadapter. Was genau der Nodalpunkt ist, könnt ihr auch im Knackscharf-Podcast Folge 10 vom Stilpiraten und Paddy hören. Diesen Adapter kann man für mehr oder weniger (meist ist es mehr) Geld erstehen. Beispielhaft seien hier der Panosaurus oder Novoflex VR-PRO System genannt. Da ich für bloßes Testen nicht bereit bin, so viel Geld zu investieren, musste eine Selbstbaulösung her. Natürlich kommt sie von Verarbeitung und Komfort nicht an käufliche Lösungen heran, aber zum Experimentieren oder für gelegentliche Aufnahmen langt es allemal.

Je nachdem was euer heimischer Bastelkeller bereithält, könnt ihr den Bau recht günstig realisieren. Viele Bauteile sind nicht kritisch, das heißt, sie können in den Maßen etwas abweichen. In der folgenden Einkaufsliste sind – aus Gründen der Bequemlichkeit – nur die Preise und Artikelnummern des Praktiker Baumarktes aufgeführt (ich bin da recht oft :-) ).

Die Einkaufsliste:
– 1x Stativschnellwechselplatte (.z.B. bei Amazon)
– 1x Balkonkastenhalter von Alfer, (4,09 Euro), EAN 4 001 116 019 173
– 1x Senkschraube mit Muttern M5x12, (2,59 Euro), EAN 4 047 726 008 541
– 1x Zylinderschraube M6x30, (2,59 Euro), 4 047 726 008 688
– 1x Flügelmutter M6, (3,09 Euro), 4 047 726 008 909
– 1x Sicherungsring 11×1,0mm, (2,79 Euro), EAN 4 047 726 010 391
– Lose Eisenware 2x M10 Muttern, 2x M10 Unterlegscheiben, 1x Unterlegscheibe M5 , (2,49 Euro)

Die Werkzeugliste:
– Kleine Bügelsäge mit Metallsägeblatt
– Kreuzschraubendreher
– Schraubenschlüssel M5 und M6
– Bohrmaschine oder Akkubohrer
– Metallbohrer 6mm


Die Bauanleitung:

Schritt 1:
Schraube den Blumenkastenhalter komplett auseinander.


Schritt 2:

Säge Teil B am langen Ende vor dem 90 Grad Bogen ab.

Schritt 3:
Befestige Teil B mit der Originalschraube an Teil A.


Schritt 4:

Säge das kurze Ende von Teil C vor dem 90 Grad Bogen ab. (Den Abschnitt nicht wegwerfen, der wird später noch gebraucht.) Kürze am anderen Ende die Seiten auf Höhe des Langloches. Bohre anschließend mittig auf der entstandenen Fläche ein 5mm Loch.

Wenn sich dieses Teil nach Montage der Kamera von alleine verstellen sollte, hilft es, auf der Rückseite einen Streifen Gewebeklebeband, Gummi oder Kork zu befestigen.

Schritt 5:
Befestige nun Teil C mittels der Zylinderschraube an Teil B. Achte darauf, dass der Schraubenkopf (S) nach links zeigt. (Später sitzt dort das Objektiv, daher wäre die Flügelmutter an dieser Stelle im Weg.) Der Zahnring (Z) sorgt dafür, dass sich der Schraubenkopf beim Festziehen der Flügelmutter (F) nicht mitdreht. Die Unterlegscheiben (U) und die Muttern (M) sind lediglich Abstandshalter. Daher sind die Gößen nicht kritisch. Nimm, was in der Bastelkiste zu finden ist. Am Ende sollte ungefähr die Tiefe des Aluprofils erreicht werden (ca. 6mm Teil B und 9mm Teil C).

Um die Flügelmutter richtig festzudrehen, kann der Abschnitt aus Schritt 4 verwendet werden.

Jetzt sollte das Ergebnis so aussehen wie auf den folgenden Bildern:


Schritt 6:

Das Ziel ist nah! Dreh nur noch die Schraube aus der Stativadapterplatte (manchmal muss dafür der Gummibezug ein bischen gelöst werden) und befestige diese mit der kurzen Gewindeschraube am Nodalpunktadapter. Handfest langt zunächst, da die Feineinstellung eh noch erfolgen muss.


Schritt 7:

Befestige die Kamera mit der Originalschraube der Stativadapterplatte an Teil C.
(Teil C und das Objektiv sollten parallel zueinander stehen.)


Schritt 8:

Die Stativadapterplatte muss zum Mittelpunkt des Objektives ausgerichtet werden.  Um diesen zu finden, kannst du einen Faden mit Tesafilm mittig auf dem Objektivdeckel befestigen. Da wo der Faden runterhängt, sollte dann auch die Schraube der Stativplatte sitzen.

… jetzt ist der Nodalpunkt nur noch einen Schritt entfernt…


Schritt 9:

Bau das Stativ absolut gerade auf. Wer ein Zoomobjektiv verwendet, stellt es auf eine Brennweite ein, die immer wieder eingestellt werden kann (Endanschläge oder Makierungen). Suche dir als Motiv zwei parallele, senkrechte Linien, die hintereinander und möglichst weit auseinander stehen (z.B. 2 Laternenpfähle, ein Fensterrahmen und eine Hauswand, etc.). Umso weiter die beiden Objekte auseinander liegen, desto besser. Nun stell auf das erste Objekt scharf. Beim Drehen der Kamera ist festzustellen, dass sich der Abstand zwischen den beiden Linien ändert. Das ist genau das, was der Nodalpunktadapter verhindern soll. Um den Nodalpunkt zu finden, verstell einfach Schritt für Schritt die Position der Kamera auf der Schiene solange bis sich der Abstand nicht mehr ändert.

Der Nodalpunkt muss für jede verwendete Brennweite ermittelt werden. Eine entsprechende Markierung auf dem Aluprofil ist zu empfehlen (mit einem Aufkleber oder einfach ins Alu ritzen).

Beim Paddy von neunzehn72.de findet ihr noch ein paar Schaubilder zu dem Thema.

Jetzt aber nix wie ran ans Basteln. Wenn ihr noch Fragen oder Anregungen habt, wie immer her damit. Wie hat euch diese Anleitung gefallen? Zuviele oder zu wenig Bilder? Zu wenig beschrieben? Wollt ihr mehr davon?

„So long, and thanks for all the fish…“

19 Comments

  1. Perscriptor
    18/01/2011 at 21:00 — Antworten

    Sehr gut gemachte Beschreibung! Werde ich mir auf jeden Fall merken! Danke!

  2. Tom! Striewisch
    18/01/2011 at 20:31 — Antworten

    Prima Anleitung.
    Einer meiner ersten „Nodalpunkt“adapter war auch aus Balkonkastenhalterungen.

    Tom!

  3. Marc
    18/01/2011 at 21:20 — Antworten

    großartige Beschreibung, Super! ;-)

  4. Nils
    19/01/2011 at 12:09 — Antworten

    Schöne Anleitung! Werd ich bei Gelegenheit mal nachbauen.
    Aktuell ist bei mir aber „Fotolicht aus dem Baumarkt“ an der Reihe ;-)

  5. Siggi Strubinski
    21/01/2011 at 11:37 — Antworten

    Lol….was man nicht alles im Baumarkt erlebt.
    Also ohne die Artikelnummern hätte ich das nie gefunden, denn selbst der zuständige Mitarbeiter wusste garnicht, dass er das hat^^

    Heut wird jedenfalls gebastelt…wenn ich ihn ausgiebig getestet habe, schreib ich im Dlsr-Forum noch was dazu.

    Bye

    • luther2k
      21/01/2011 at 11:40 — Antworten

      Bin auf deinen Bericht sehr gespannt :-) Zumindest hast sich das raussuchen der Artikelnummer gelohnt ;)

  6. Reiner
    18/06/2011 at 04:44 — Antworten

    Ganz tolle Anleitung!
    So ähnlich sah auch mein erster Selbstbau aus, bischen wackelig aber für den Anfang ausreichend.

    LG, Reiner

  7. Jack
    06/09/2011 at 06:58 — Antworten

    Vielen Dank für die Anleitung!
    Ich hab einige im Netz gefunden! Kein Panoramakopf ist so einfach nachzubauen und bleibt gleichzeitig noch relativ handlig wie dieser.
    Die EAN Nummern sind auch Gold wert – so konnte ich mir im Gewirr der Halter den richtigen raussuchen.
    Hab das Teil gestern nachgebaut. Nicht mit soviel Liebe wie Du, aber der erste Eindruck ist schon mal gut!
    Ich muß leider noch etwas nachbessern. Besitze nur ein 18-200 Objektiv, dafür ist Teil C zu kurz.
    Werd mir heute ’nen zweiten Halter kaufen und versuchen das Bauteil zu verlängern.

  8. Stephan
    20/12/2011 at 15:01 — Antworten

    Echt gelungene Anleitung – ich werde das mal in meine nächsten Fotokursen (Panoramafotografie / Little Planets) mit aufnehmen – da werden viele Dankbar sein. Das Lesen macht dabei schon Spaß!

  9. Tobias
    15/04/2012 at 09:34 — Antworten

    Super Anleitung! Habe dieses geniale Teil gestern mal nachgebaut und bin bislang echt beeindruckt, wie stabil und praktisch es ist (für selbstgebaut)!

    Du hast nur in der Anleitung vergessen, dass man in Teil B noch ein Loch bohren muss – aber das ist eigentlich selbsterklärend! Der angegebene Sicherungsring 11 x 1,0 mm passt bei mir übrigens nicht und ist zu groß.

    Sobald meine Kamera aus der Reinigung zurück ist, werde ich das Teil auch mal von der praktischen Seite her testen.

    Was die Schnellwechselplatte angeht: Passt auf, dass ihr das richtige Gewinde wählt, viele Kameras haben nämlich ein 1/4″ Gewinde! Sehr empfehlenswert ist in diesem Falle die Schnellwechselplatte von Joby für den Ballhead X. Diese ist voll Arca Swiss kompatibel, kostet nur 15 Euro, hat ne super Verarbeitung und ist mit Amazon-Prime lieferbar. Außerdem hat die Schraube einen „eingebauten und abklappbaren Flügel“ und hat für die Alu-Schiene hier genau die richtige Länge! Es ist dann jedoch ein 6mm Loch notwendig.

  10. Stephan Killewald
    11/05/2012 at 13:46 — Antworten

    Hallo,
    habe mir vor zwei Wochen aus den gleichen Bauteilen ( 2 x Balkonhalter ) einen Adapter gebaut, ohne diesen Blog zu kennen. Habe deshalb 2 Sätze kombiniert, weil die D5 mit dem 24 – 105 sehr massiv und schwer ist. Die Flügelschrauben habe ich mit ebenso im Baumarkt ( gut sortierter Hornbach ) erhältlichen Knebelknöpfe realisiert.
    Wäre gut wenn mir jemand sagt wie ich hier Bilder posten kann, dann kann man diese Idee noch weiterführen

  11. stefan
    23/08/2012 at 15:12 — Antworten

    Hallo,

    Erst einmal: gute Anleitung und hervorragende Stückliste. Danke!
    Aber: Wäre es nicht besser, die Teile B und C an einem fixen Punkt zu verschrauben und dafür die Kamera und C über den Schlitten variabel zu befestigen? Bei der gezeigten Ausführung muss ich ja um nach oben zu schwenken die Verbinung B/C lösen und dabei verliere ich dann den Nodalpunkt.
    Wenn ich aber den Nodalpunkt über Kamera/C justiere und B/C nur in der gewünschten Achse drehbar ist, habe ich das Problem nicht.

    Ich hoffe das war verständlich, oder habe ich was übersehen?

  12. Martin Braun
    01/06/2015 at 12:31 — Antworten

    danke für die Anleitung. Das wird wohl meine Alternative zum Kaufprodukt werden.

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